Kompakt und pünktlich - Zierpflanzen im Termingeschäft

Weshalb sind Wachstums- und Terminsteuerung bei Zierpflanzen so wichtig?
Osterglocken im November sind unvorstellbar. Zierpflanzen müssen pünktlich zum Verkauf bereit stehen, und auch noch über die vom Kunden kompakten Wuchs etc. verfügen. Deshalb gehört die Wachstumskontrolle zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren in der Kulturtechnik.

Welches Repertoire an praktischen Möglichkeiten steht dem Kultivateur von Weihnachtsternen (Euphorbia pulcherrima) zur Wachstumsregelung zur Verfügung? (Hortipendium, 2015 und Pellens Hortensien, 2016 und Wyssgarten, 2016 und Oschek, 2009)
  • Substrat: nach den Bedürfnissen der Pflanze: Wasserkapazität 50-60 Vol%, Luftkapazität 30-40%, stabile Poren ohne Volumenabnahme, pH 5.5-6-5, Pilzbefall vorbeugen.
  • Licht: Nachtruhe von mindestens 14 Stunden, indem der Kulturraum ab Mitte September mit schwarzer Folie abgedunkelt wird.
  • Temperatur: zur Pflanzenentwicklung; siehe Kapitel "Temperaturregelstrategien"
  • Düngung und Bewässerung: gedrungene Pflanzen gelingen am besten bei niedrigem Nährstoff- und Wasserangebot
  • Sortenwahl
  • Luftfeuchtigkeit
  • Chemische Hemmstoffe

Was ist mit den Temperaturregelstrategien "cool morning" und "diff" gemeint?
Beide Methoden werden zur Wachstumsregulierung eingesetzt. Dadurch kann der Einsatz von Hemmstoffen reduziert werden. Voraussetzungen für Temperaturstrategien sind ein Klimacomputer, isolierte Gewächshäuser und einheitliche Bestände. Die Temperaturführung wirkt sich auf alle biochemischen und physiologischen Prozesse von Pflanzen aus. Beeinflusst werden dabei u.a. die Entwicklungsgeschwindigkeit, Grösse, Anzahl Organe, Pflanzenqualität etc. (Hortigate, 2011)

  • DIFF-Methode: Durch steigende Tagestemperatur und steigende Temperaturdifferenzen bei hoher Tagesmitteltemperatur wird das Streckungswachstum von Blatt und Sproß gefördert. Es wird unterschieden zwischen Positive und Negative Diff.
  • Cool-Morning-Methode (Drop-Strategie): Ziel ist es, durch einen drastischen Temperatursturz am Morgen kompakten Wuchs zu erreichen. Pflanzen werden dadurch zusätzlich abgehärtet und die Farben noch kräftiger.

Welche der aufgelisteten Methoden liesse sich in biologischer Produktion anwenden? Weshalb?
Sämtliche oben aufgeführte Massnahmen mit Ausnahme des Hemmstoffeinsatzes sind in der biologischen Produktion erlaubt. Bezüglich der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln, Substratmischungen und Herkunft des Ausgangsmaterials gelten zusätzlich die Bestimmungen von BioSuisse (2016) sowie die Betriebsmittelliste des FiBl. 


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Quellen:
BioSuisse (2016). Teil II Richtlinien für den Pflanzenbau und Tierhaltung in der Schweiz. https://www.bio-suisse.ch/media/Ueberuns/Verbandsintern/Inkraftsetzung/weisung_pflanzenzchtung_bsm_03.2015.pdf (18.09.2017)
Hortigate (2011). Kompakte Pflanzen ohne Chemie. https://www.hortigate.de/bericht?nr=53360 (18.09.2017)
Hortipendium (2015). Kultur von Euphorbia pulcherrima. http://www.hortipendium.de/Kultur_von_Euphorbia_pulcherrima#Temperatur (18.09.2017)
Oschek, W. (2009). Bio-Beet-und Balkonpflanzen: Kompakt sollen sie sein. http://www.bioblumen.fibl.org/fileadmin/documents/de/bioblumen/gaertnerboerse102009-beet-balkonpflanzenbio.pdf) (18.09.2017)
Pellens Hortensien (2016) Alternative Möglichkeiten das Längenwachstum der Hortensien zu beeinflussen. http://www.pellens-hortensien.de/kulturinformationen/alternativen-zum-hemmstoffeinsatz/> (18.09.2017)
Wyssgarten (2016). Weihnachtsstern. https://www.wyssgarten.ch/Ratgeber/Pflanzenportrats/U---W/Weihnachtsstern (18.09.2017)

Kommentare

  1. Die Methode mit dem beschränkten Wasser- und Nährstoffangebot scheint mir ein schmaler Grat zu sein, besonders wenn ich an die von Hansruedi erklärten Bedingungen einer Topfpflanze denke. Denn neben dem kompakten Wuch sollten Zierpflanzen auch ansprechende, i.R. satte Farben haben.

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    1. Lieber Raphael, das ist nicht so dramatisch. Über den Stickstoff lässt sich schon das meiste erreichen und der ist in einer biologisch gedüngten Kultur im Topf selten im Überschuss. Bleibt also noch die Wasserführung, die gut anschlägt. Mässige Wassergaben führen zu kompakten Pflanzen und die Mineralisierung von organischem Stickstoff im Substrat läuft entsprechend langsam. Hansruedi

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    2. ...sorry, natürlich wollte ich nicht Raphael sondern Pascal ansprechen ;-(. Hansruedi

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  2. Liebe Sarah, schon wieder gründlich fachlich relevante Quellen recherchiert und daraus gute Schlüsse gezogen. Ich glaube, daraus resultiert ein Lerneffekt. Hansruedi

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