Torfersatz - what else?

Welche Materialien kommen in Frage, um Torf als Substratkomponente zu ersetzen? 
In einer Studie der ZHAW konnte bestätigt werden, dass Rindenkompost, TEFA-Maisfasern und Holzfasern aufgrund ihrer Eigenschaften das Potential haben, Torf zu ersetzen (Eymann et al, 2016). Gemäss Schmilewski (2008) werden in der EU Kompost, Rindenhumus, Holzfaser und Kokosfasern als alternative Stoffe eingesetzt. Bei Topf- bzw. Containerkulturen im Zierpflanzenbau unter Glas und im Freiland wurden gute Ergebnisse bezüglich der Verwendung komposthaltiger Erden erzielt. Die Pflanzen wiesen in Komposterden ein gleich gutes Wachstum und vergleichbare Qualität wie in herkömmlichen Torfsubstraten auf (Jauch, 2008).

Mit welchen Schwierigkeiten hat ein Pflanzenkultivateur zu rechnen, wenn er Torfersatzprodukte einsetzt? 
Kompost:  Kompost vermindert die Luftkapazität und ist relativ schwer. Bei Objekten mit langjähriger Nutzung sind Kompostanteile im Substrat aufgrund von Masse- und Volumenverlusten zu begrenzen (Jauch, 2008).
Rindenhumus: hat eine geringe Wasserkapazität und hohe Nährstoffgehalte.
Holzfasern: verfügen über eine geringe Wasserkapazität, rasche Zersetzung und erhöhen den pH bei karbonatreichem Giesswasser. Aufgrund steigender Kosten für den Rohstoff Holz könnte die Preisentwicklung bei Holzfasern für den Einsatz als Substratkomponente begrenzend sein.
Kokosmaterialien: werden je nach Verwendung in 3 verschiedenen Varianten (Staub, Fasern, Chips) eingesetzt. Die mikrobielle Abbaubarkeit und damit die N-Immobilisierung sind gering.

Welche Kulturmassnahmen dienen dazu, diese Schwierigkeiten zu meistern?
Kompost: Einem Komposthaltigen Substrat, welches eine geringe Luftkapazität aufweist und schwer ist, können Kokosfasern oder -chips beigemischt werden. In Langzeitkulturen ist der Einsatz von Kokosmaterial aufgrund seiner Strukturstabilität empfohlen (Amberger-Ochsenbauer, 2009).
Rindenhumus: Durch die Einmischung von Tonmehlen, Tongranulaten oder Feuchtton wird vor allem die Nährstoff- und Wasserspeicherfähigkeit der Substrate erhöht. Zudem verbessert sich auch die Wiederbenetzbarkeit. Um die gewünschten Veränderungen der physikalischen Eigenschaften zu erreichen, sind allerdings Aufwandmengen von mindestens 30 bis 40 Vol.-% notwendig (Lohr, 2008).
Holzfasern: Wird seitens des Kultivateurs auf eine ausreichende N-Versorgung sowie eine angepasste Wasserversorgung geachtet, ist der Anbau in Holzfasersubstraten mit vergleichbar guten Qualitäten wie in Standardsubstraten möglich (Neumair, 2009).
Kokosmaterialien: Der hohe Kaliumgehalt schliesst eine Verwendung als Substratbestandteil nicht aus, sollte aber kulturbedingt bei der Düngung berücksichtigt werden (Amberger-Ochsenbauer, 2009).

Formulierung einer begründeten Meinung, bezüglich dem Ersatz von Torf in Kultursubstraten:
Kompost scheint gemäss verschiedenen Quellen eine gute Alternative für Torf in Substraten zu sein. Jedoch sind in der Praxis nur wenige Kompostwerke in der Lage, Kompost zu produzieren, der den Qualitätsanforderungen entspricht (Jauch, 2008).  Um eine gleich bleibend hohe Qualität von Kultursubstraten zu sichern, ist es notwendig, die pflanzenbauliche Eignung und Homogenität der Ausgangsstoffe sicherzustellen (Neumair, 2008).
Hinsichtlich der schlechten ökologischen Bilanz des Torfabbaus unterstütze ich die Forschung an Ersatzkomponenten für Substratmischungen. Weil die Qualität der heute verfügbaren Torfersatze nicht in allen Bereichen des Gartenbaus ausreichen, kann ich mir aber vorstellen, einen Kompromiss einzugehen, indem minimal torfhaltige Substrate weiterhin hergestellt werden, bis die erschlossenen Fördergebiete ausgeschöpft sind. Eine Erschliessung neuer Abbaugebiete sollte aus verschiedenen ökologischen Gründen nicht vorgenommen werden. Erst das Bewusstsein um die Endlichkeit und Knappheit einer Ressource treibt die Forschung für alternative Materialien voran. Beim Einkauf von torffreien und -haltigen Substraten könnte ausserdem die Renaturierung der ausgeschöpften Abbaugebiete mitfinanziert werden.



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Quellen:
Amberger-Ochsenbauer, S. (2009). Neue Substratmischungen für Phalaenopsis. DEGA Heft 21
Eymann, L.; Mathis, A.; Stucki, M. & Amrein, S. 2015: Torf und Torfersatzprodukte im Vergleich: Eigenschaften, Verfügbarkeit, ökologische Nachhaltigkeit und soziale Auswirkungen. Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Wädenswil
Jauch, M., Fischer, P. (2008). Substrate für Pflanzelemente. Torffreie Substrate auf Kompostbasis für die Anzucht von Gehölzen. Dt. Gartenbau, 57
Lohr, D. (2009). Mineralische Substrate und Substratzuschlagstoffe. Vermiculit. Staatliche Forschungsanstalt für Gartenbau in Weihenstephan. Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Neumaier, D. (2009). Substratkomponenten Teil 6 - Holzfasern. Forschungsanstalt für Gartenbau in Weihenstephan. Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Schmilewski, G. (2008). Peat Covers 77 Percent of the Growing Media Production in the EU.


Kommentare

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Selbts Bio erlaubt teilweise hohe Torfanteile in ihren Substraten. Deshalb ist ein nahes Torf-Verbot nicht realistisch, was deinen Vorschlag zu torf-reduzierten Produkten bestätigt.

    Spannend ist der Ansatz, mit Substraten die Renaturierung der Abbaugebieten zu finanzieren. Es stellt sich aber die Frage, ob sich dies die Gärtnereien leisten können.

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    1. Leider ist auch dieser Ansatz (Torfverbot) kaum auf nationaler Ebene lösbar. Ich würde es paradox, um nicht zu sagen heuchlerisch finden, Torf in der Schweiz zu verbieten und die Ressource mit Pflanzen im Topf von weither zu importieren. Zielführender finde ich die Bestrebungen der heimischen Produzenten, auf Torf zu verzichten und das auch laut und deutlich allen Blumenkonsumenten zu erzählen.

      Renaturierung: eine schöne Idee, der sich ohne Not wohl kaum ein grosser Teil der Branche anschliessen wird. Hansruedi

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  3. Da es sich als schwierig herausstellt, Torfersatzprodukte zu entwickeln, könnte man auch noch eine andere Lösung suchen. Wenn man das Substrat nicht dem der Pflanze anpassen kann, könnte man vielleicht versuchen, die Pflanze dem Substrat anzupassen. Pflanzen könnten züchterisch bearbeitet, oder neue, Ph anspruchslose Pflanzen Kultiviert werden.

    Die Idee, Kokosfasern um die ganze Welt zu Schiffen, um in Europa Zierpflanzen zu produzieren sieht für mich nicht nach einer sehr ökologischen Alternative zu Torf aus.

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    1. Lieber Silvan, die physiologischen Grenzen einer Pflanze sind züchterisch kaum zu durchbrechen. Da bleibt der Weg über geeignete Torfersatzprodukte sicher der leichtere. Hansruedi

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  4. Liebe Sarah, da hast du aber gründlich recherchiert. Dein Beitrag ermöglicht einen guten Überblick zum Stand der Kenntnisse für Torfersatzprodukte. Bei aller Wissenschaft geht oft vergessen, dass die Verwendung von Torf als Kultursubstrat seit höchstens zwei Generationen praktiziert wird. Man konnte schon früher ohne Torf Zierpflanzen in hoher Qualität produzieren.

    Allerdings: mit 30 bis 40 Vol% Tonanteil lassen sich die wenigsten Zierpflanzen sinnvoll kultivieren. Es gibt aber schon heute praktikable Alternativen. Hansruedi

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